Hochseeschein – Kurs Abend 6 und 7: Peilen und Loten.

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Peilen und Loten - Meist mit Handkompass und Seekarte.„Wo sind wir hier?“ – „Moment, ich lauf mal eben zum Bäcker, dann sehen wir was für’n Ort auf der Tüte steht!“…

Diese Art der Positionsbestimmung, gern auch Bäcker-Navigation genannt, mag auf kleinen Binnenrevieren ja noch seinen Reiz haben. Aber auf dem Meer, auch in Küstennähe, sollten wir immer solide und genau wissen wo wir uns grade befinden.

Wer jetzt an sein Handy oder Tablet und die darauf sicherlich installierte, tadellose und bequeme Navigations-Software vom Typ Navionics denkt, sollte mal über einen länger andauernden Stromausfall an Bord nachdenken. Eine Schippe Salzwasser in die Elektrik und das war’s dann mit GPS und Co – auch der tolle GPS-Plotter in der Naviecke ist dann nur noch eine tote Kiste Plastik.

Peilen und Loten: Die traditionelle Art der Positionsbestimmung.

Um auf unserer Seekarte den Ort an dem wir uns befinden eintragen zu können, bieten sich prinzipiell zwei Methoden an:

Wir können unserem Rudergänger und den Navigationsinstrumenten vertrauen und unseren aktuellen Standort einfach berechnen. Dazu müssen wir nur wissen, wann wir losgefahren sind und dann alle Kurs- und Geschwindigkeitsänderungen so in unsere Karte eintragen, dass an Ende ein Ort dabei raus kommt an dem wir uns befinden müssten.

Das nennt man Koppeln. Ein Verfahren, dass über einen kurzen Zeitraum hin angewendet werden kann – Wenn man z.B. keine Landsicht hat und so seinen ungefähren Standort zu bestimmen versucht. Die Position, die dabei herauskommt nennt man dann „Ok“, den wahrscheinlichen Ort – genannt Koppelort.

Je länger man seinen Kurs und seine Geschwindigkeit mitkoppelt und zur Positionsbestimmung verwendet, desto grösser wird die Abweichung zur „echten“ Position werden. Denn wir sitzen ja nicht in einem Auto mit fester Bodenhaftung, sondern sind auf dem Wasser verschiedensten Faktoren ausgesetzt, die unsere Fahrtrichtung und Geschwindigkeit für uns zunächst nicht spürbar beeinflussen. Da wären z.B. Strömungen, Steuerfehler oder die Windabdrift zu beachten.

Hin und wieder wird man also hingehen und seinen „echten“ Ort, den Ob – beobachteten Ort – feststellen und die korrekte Position in die Seekarte zeichnen wollen. Der Unterschied von Koppelort zu beobachteten Ort wird übrigens „Besteckversetzung“ genannt und in Winkelgrad und Seemeilen vom Ok zum Ob hin angegeben.

Die Positionsbestimmung mit Standlininen

Eine Standlinie ist nichts weiter als eine gedachte Linie, die unseren aktuellen Standort mit einem für uns irgendwie sichtbaren Objekt verbindet.
Das kann eine Kirche am Ufer sein, eine Tiefenlinie in der Seekarte oder auch eine vom Radar oder aus einer Höhenwinkelmessung bekannte Entfernung zu einem Objekt. Hilfreich ist es allerdings, wenn wir das Objekt mit dem wir unsere Standlinien bilden, auch in unserer Seekarte wiederfinden. Sonst nutzt das ganze Gepeile irgendwie nicht so viel.

KreuzpeilungDer CCS widmet dem Thema „Positionsbestimmung mit Hilfe terrestrischer Standlinien“ im Prüfungs-Fragenkatalog ganze vier Kartenaufgaben, die klassische Kreuzpeilung ist erstaunlicherweise nicht dabei – Aber grade die sollte der angehende Skipper aus dem Effeff beherrschen. Ist aber auch nicht ganz so schwierig 😉

Was Sie an der CCS-Prüfung 2014 im Bereich Peilen und Loten können müssen:

  • Kartenaufgabe Typ 1: Bestimmung des Abstandes zu einem Objekt mittels Radarpeilung.
    Kartenaufgabe Typ 1 des CCS - Radar-SeitenpeilungGegeben wird der rechtweisende Kurs, die Radarpeilung und die ermittelte Distanz zum Peilobjekt.

    Gesucht wird der effektive Kurs über Grund sowie der Abstand in dem das Peilobjekt passiert wird.
     

  • Kartenaufgabe Typ 11: Ortsbestimmung mittels Radardistanz zu zwei Objekten.
    Die Positionsbestimmung mit Radar-Distanzpeilung. Gegeben wird die per Radar ermittelte Entfernung zu zwei mit Namen und Position auf der Seekarte definierten Objekten.

    Ermittelt werden soll die Schiffsposition nach Länge und Breite.
     

  • Kartenaufgabe Typ 13: Ortsbestimmung mittels Peilung zu einem Objekt und Wassertiefe.
    Die Position durch Peilen und Loten der Wassertiefe ermittelnGegeben wird die Höhe der Gezeit, die Einbautiefe des Loggebers, die Anzeige des Echolotes, die Peilung mit dem Handpeilkompass sowie Name und Position des Peilobjektes.
    Gesucht wird auch hier die Position des Schiffes nach Breite und Länge.
     
  • Kartenaufgabe Typ 14: Ortsbestimmung mittels Doppelpeilung durch Handpeilkompass.
    Doppelpeilung - So geht'sGegeben wird der Koppelort, der Magnetkompasskurs sowie zwei Peilungen (Zeit und jeweilige Peilung auf das Objekt) sowie die versegelte Distanz zwischen den Peilungen.

    Gesucht wird die Position des Schiffes zum Zeitpunkt der zweiten Peilung.
     

Bis auf die Ermittlung einer Standlinie durch Höhenmessung wurden alle hier beschriebenen Arten der Peilung detailliert besprochen und zusammen geübt.

Als Hausaufgabe gab es dann noch einen Satz Kartenaufgaben zu lösen, die bereits schon den Eindruck eines ersten Tests vermittelten. Mittlerweile sollten die Kursteilnehmer ja auch schon das nötige Rüstzeug haben um einfachere Navigationsaufgaben lösen zu können.

Der Hochseeschein Abend 7

Der Abend 7 ist der Vertiefung und Wiederholung gewidmet. Zweieinhalb Stunden konnten Aufgaben besprochen, Kurse verwandelt, Peilungen gezeichnet und Stromdreiecke diskutiert werden.

So richtig weiter geht es erst in den kommenden beiden Abenden, in denen die Gezeiten vorgestellt und die Navigation in Gezeitenrevieren geübt wird.

Übrigens – Ich weiss selbst, dass ich nicht ganz im Fahrplan bin. Aber ich erarbeite parallel zu den Artikeln hier Präsentationen für Keynote und Powerpoint. Das braucht etwas Zeit – Dafür dürfen Sie diese hier auch zu eigenen, privaten Zwecken herunterladen.

Diese Powerpoint-Präsentation gibt es hier direkt zum Download – Wenn es Dir gefällt, für Dich nützlich ist, freue ich mich immer über einen Link, einen Facebook Like oder Twitter Tweet 😉

B-Schein Powerpoint-Tutorial zum Thema „Peilen und Loten“.
Jetzt kostenlos herunterladen:
Peilen und Loten, PPTX, 3,5 MB, 10 Folien

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Dieser Artikel ist Teil einer Serie.
Eine chronologisch sinnvoll sortierte Übersichtsseite über alle bislang erschienenen Artikel zum Thema Hochseeschein finden Sie hier:
Der Hochseeschein – Der Weg zum Schweizer B-Schein.
2 Kommentare
  1. Gürlet Heinz
    Gürlet Heinz sagte:

    Hallo Uwe
    herzlichen Dank für den tollen Beitrag. Ich lerne im Moment für den Hochseeschein und finde diese Arbeit überaus wertvoll.
    Ich habe dabei jedoch 2 kleine Unsicherheiten, ob ich alles richtig verstanden habe.

    1. Bei der Aufgabe: „Ermitteln des Gezeitenstroms“ sind die folgenden Werte aufgeführt:
    Dover Gezeiten für den Sa 27. Oktober 2012 (UTC)

    0509 1.4 / 1011 6.3 / 1728 1.4 / 2233 6.4

    in der Erläuterung rechnet es sich dann 3 x 4,9 : 3 = 4.9 (gehe ich richtig in der Annahme, dass entweder das HW 2233 mit 6.3 sein sollte, oder aber in der Rechnung (4,9 + 4,9 + 5.0) / 3 stehen sollte? (ev. bin ich ja nur pingelig 😉

    2. In der super PP-Präsentation bei der Übung „Peilen und Loten“ finde ich auf der Standlinie aber 3 mögliche Orte mit einer Kartentiefe von 5 Meter. Übersehe ich bei diesem Beispiel etwas wesentliches oder …

    Mit lieben Grüssen
    Heinz

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Lieber Heinz,

      tatsächlich ergibt sich aus der Aufgabe kein fixer Punkt, so das drei Lösungen richtig wären.
      So geht’s wenn man ohne Lektorat und unter Zeitdruck eine Präsentation macht.
      Ich habe die Powerpoint Präsentation angepasst und nun ist tatsächlich nur noch ein Ort valide 🙂

      Auch die Reihenaufgabe hatte einen „Kommafehler“, den ich aus der Originalaufgabe einfach übernommen hatte.

      Vielen Dank für Dein Korrektorat 🙂
      So stell ich mir „Soziales Lernen“ eigentlich vor. Prima!
      Wenn Du noch etwas findest – Nur zu, ich bin sehr dankbar für solche Hinweise!

      Liebe Grüsse
      Uwe

      Antworten

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