Erfolgreich Chartern: Die Sicherheitseinweisung

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Darf man nicht vergessen: Das Sicherheits-Crew-BriefingNicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl der einzelnen Crewmitglieder ist wichtig für das optimale Gelingen des geplanten Törns.
Denn wenn es wirklich mal „Hart-auf-Hart“ gehen sollte und jedes Crewmitglied über seine Aufgabe im Notfall Bescheid weiss ist die Chance für das Überwinden der, hoffentlich niemals eintretenden, Notsituation wesentlich höher als wenn man im Notfall-Stress zunächst noch jede einzelne Aufgabe delegieren und erklären muss.

Was gehört zu einer erfolgreichen Sicherheitseinweisung?

Nach einer Sicherheitseinweisung durch Sie als Skipper des Törns müssen alle Crewmitglieder, unabhängig von deren Erfahrungsschatz und Fähigkeiten an Bord, in der Lage sein das Vorhandensein, die Funktion und -soweit individuell möglich- die Handhabung der unterschiedlichen Sicherheits- und Rettungseinrichtungen an Bord zu kennen.

Die Sicherheitseinweisung selbst sollte vor vollständig versammelter Crew, also auch vor Co-Skipper und erfahrenen Crew-Mitgliedern durchgeführt werden. So erhält ein jeder an Bord einen ersten Eindruck über die Fähigkeiten und Kenntnisse der anderen Mitsegler. Der einweisende Skipper wiederum kann sich während der ersten Einweisung überlegen, welche Aufgaben im Rahmen einer eventuell zu erstellenden Seenotrolle an welches Crewmitglied zu delegieren sind.

Die Sicherheitseinweisung gliedert sich praktisch in drei Abschnitte: Die Erklärung der persönlichen Sicherheitsausrüstung, die Sicherheits- und Rettungsmittel der Yacht sowie die Erläuterung der sicherheitsrelevanten Abläufe – nicht nur während eines Notfalls -, inkl. der praktischen Übung der wichtigsten Manöver und Handgriffe.

1. Die persönliche Sicherheitsausrüstung.

Die persönliche Sicherheitsausrüstung steht am Anfang einer jeden SicherheitseinweisungIn der Regel stellt der Vercharterer einen Satz Rettungswesten für die gesamte Crew zur Verfügung. Vielfach kommen dort noch ältere Feststoffwesten zum Einsatz. Diese haben den Vorteil, dass man mittels einer Sichtkontrolle feststellen kann ob die Weste in Ordnung ist. Bei bereitgestellten automatischen Westen ist eine Sichtkontrolle deutlich schwieriger, diese Westen müssen vom Skipper fachgerecht überprüft und für die Crew freigegeben werden!

Einige Crewmitglieder werden ihre eigenen Rettungswesten mitbringen. Auch diese Rettungsmittel müssen in die Einweisung mit einbezogen werden, der Skipper muss sich jederzeit darauf verlassen können, dass die persönlichen Rettungsmittel einsatzbereit sind und, wenn sie nicht benötigt werden, an seinem Ort bereit liegen.

Was gehört in die Einweisung zur persönlichen Ausrüstung?

  • Anlegen und Anpassen von Lifebelt (Gestältli) und Sicherheitsgurt.
    Dabei muss das Anpassen des Sicherheitsgurts und der Rettungsweste bei vollständig angezogener Schlechtwetterkleidung (Ölzeug) erfolgen, damit die Ausrüstung im Fall des Falles auch schnell angelegt werden kann und richtig sitzt.
  • Funktionserklärung und -kontrolle der Rettungsweste
    Eine Rettungsweste hat mehrere Funktionen, die über den reinen Auftrieb im Wasser hinausgehen. So ist bei allen Westen eine Seenotrettungs-Pfeife integriert, mit der man seine Position im Wasser akustisch markieren kann. Viele Westen haben auch kleine Lämpchen, die es ermöglichen eine in der Nacht über Bord gefallene Person zu lokalisieren. Automatische Rettungswesten verfügen über eine manuelle Auslösung der Druckpatrone und Ventile zur Korrektur des Drucks in den Schwimmkammern. Ebenso sollten eventuell vorhandene Spraycabs (Kapuzen) und Reflektoren angesprochen werden. Wichtig: Mit Feststoffwesten springt man nicht aus Spass ins Wasser – Es besteht Verletzungsgefahr durch den unmittelbar einsetzenden Auftrieb!
  • Funktionserklärung von Lifebelt und Gurt
    Wie werden die an Bord vorhandenen Gurte und Lifebelts verwendet und angeschlagen? Wichtig ist die Regel, dass man jederzeit einen soliden Kontakt zum Boot haben soll. Deswegen sind auch Relingsdrähte und laufendes Gut zum einpicken tabu! Ab welchem Wetter wird die Sicherheitsausrüstung zur Pflicht und wie ist es bei Fahrten in der Dunkelheit?
  • Die persönliche Ausrüstung gehört in die Kabine!
    Zu guter letzt wird die Rettungsweste mit dem Rettungsgeschirr zusammen an einem leicht zugänglichen Ort in der Kabine, am besten in der Nähe der Koje untergebracht. Dort weiss man sofort wo das Sicherungsmaterial ist und kann es auch Nachts schnell finden und anziehen.

2. Die relevanten Sicherheitseinrichtungen der Yacht
Sicherheitsrelevant: Das Funkgerät an Bord der YachtDas gecharterte Boot hält eine ganze Palette von Einrichtungen bereit, die der Crew zumindest erklärt und gezeigt werden sollten. Dazu gehören nicht nur so klare Sachen wie der Rettungsring am Heck oder die eventuell vorhandene Rettungsinsel. Auch das Dinghy oder ein simpler Fender kann lebensrettend sein. Man muss nur wissen, wie…

Hier nun eine nicht abschliessende, kurze Liste mit Anregungen für die eigene Sicherheitseinweisung der Bordmittel:

  • Die Seenot Signalmittel
  • Fast jeder kennt den kleinen gelb-orangen Koffer mit den Seenot-Raketen, den Rauchkörpern und Signalfackeln. Aber wer von uns hat den Koffer schon mal geöffnet und sich den Inhalt mal etwas genauer angesehen? Dabei kann man das ruhig machen, denn so schnell löst keine Fackel oder Rakete aus. Jeder sollte so ein Signalmittel mal in die Hand nehmen – Man darf sogar die Plastikkappen oben und unten mal entfernen sich den Auslösemechanismus genauer ansehen. Bei der Gelegenheit ist dann auch das Ablaufdatum der Signalmittel ersichtlich. Diese kleine Vorführung wird am besten auf dem Steg gemacht und sorgt für etwas Action-Gefühl bei den Anwesenden… Zum Abschluss kann man dann auch gleich noch zwei Crewmitglieder bestimmen, die für den Einsatz der Seenot-Signalmittel unterwegs verantwortlich sind. Diese arbeiten sich etwas tiefer ein und sind dann imstande auf Anweisung des (Co-) Skippers optische Seenotsignale zu geben.

  • Das Funkgerät.
    Es wird immer selbstverständlicher, dass der Skipper auch im Besitz eines entsprechenden Funksscheines (meist SRC) ist und das Funkgerät zu bedienen weiss. Nur: In einer akuten Notsituation wird meist grade der Skipper anderes zu tun haben, als vor dem Funkgerät zu sitzen und in aller Ruhe ein „Pan Pan“ oder „Mayday“ zu senden. Deswegen muss auch diese Tätigkeit an mindestens ein anderes Crewmitglied delegiert werden können. – Die grundlegende Funktion des Funkgerätes und vor allem die Distress-Funktion (die rote Taste hinter der Klappe) muss allen Crewmitgliedern bekannt sein. Dazu gehört im übrigen auch, vor dem Auslaufen zu überprüfen ob MMSI und Co. korrekt in das Funkgerät einprogrammiert sind.

    Während der Einweisung kann man dann den Zuhause vorbereiteten und an Bord ergänzten, einlaminierten Ablaufplan einer Funkalarmierung in der Nähe des Funkgerätes mit einem Klebestreifen anbringen.

    Auch eine eventuell vorhandene EPIRB-Bake sollte an dieser Stelle erwähnt werden. Nice to have!

  • Passive Sicherheitseinrichtungen
    Dazu gehören für mich in erster Linie die Seeventile, die vor jedem Auslaufen aus einem Hafen oder vom Ankerplatz geschlossen werden müssen. Aber auch die Decksluken verhindern nicht nur das Eindringen von Wasser ins Schiff sondern sind geöffnet echte Fallgruben an Deck und müssen – wie übrigens die Seeventile auch – während der Fahrt immer geschlossen bleiben.

    Während der Einweisung zeigt man die Lage der Seeventile – mit Ausnahme des Motorenventils, das immer geöffnet bleibt – und bestimmt zwei Personen, die für das Schliessen der Ventile verantwortlich sind. Diese beiden Personen machen vor dem Auslaufen den Rundgang gemeinsam, schliessen Ventile und Luken und rapportieren die erfolgte Schliessung der Ventile und Luken vor dem Auslaufen dem Skipper oder seinem Vertreter.

    Schauen Sie gemeinsam nach den Feuerlöschern, erklären Sie die Handhabung und die Bedeutung des Löschloches an der Motorenabdeckung.
    Von den Feuerlöschern kann man dann noch prima zur Gasanlage und deren Handhabung überleiten. Ventile immer schliessen ist keine schlechte Idee – und wo wird die Ersatzflasche gelagert? Wie verhält sich Gas an Bord?

    Schliesslich werden der Crew noch die korrekten Punkte zum Einpicken der Lifebelts und Sicherheitsgurte gezeigt.

  • Aktive Sicherheitseinrichtungen
  • Sofern vorhanden, wird die Rettungsinsel gezeigt und erklärt. Überprüfen Sie die Verbindungsleine von Rettungsinsel und Schiff sowie die automatische Kappvorrichtung der Verbindungsleine. Sofern noch nicht geschehen, montieren Sie nun noch den Rettungsring am Heck mit der schwimmfähigen Sorgeleine. Haben alle die Funktionsweise verstanden?

    Dann überprüfen Sie noch gemeinsam die Notpinne und probieren Sie aus, ob sie auch wirklich in die Aufnahme passt.
    Auch der Wantenschneider ist einen Blick und eine Erklärung wert. Hoffentlich werden Sie ihn nie brauchen!

3. Abläufe im Notfall
Viele Skipper legen vor dem Auslaufen eine sogenannte Notrolle an in der festgehalten wird, wer in welchem Notfall welche Funktion zu erfüllen hat. Diese Notrolle wird aber auch kontrovers diskutiert, denn was passiert wenn der Funkverantwortliche grade schläft oder der Feuerlösch-Matrose viel länger zum Brandherd hätte, als man selbst? Wie auch immer, eine grobe Übernahme von Verantwortlichkeiten ist sicher keine schlechte Idee. Wenn man diese Zuordnungen auf einem Zettel fixiert und ins Logbuch legt, macht man sicher nichts falsch.

Die Durchführung der Sicherheitseinweisung gehört übrigens in das Logbuch – So kann der Skipper nachweisen, diesen wichtigen und übrigens vielfach vorgeschriebenen Teil des Törns auch durchgeführt zu haben.

Einige Abläufe lassen sich nicht im Hafen demonstrieren. Hierzu gehört im Besonderen das „Mensch-über-Bord-Manöver“.
Dieses sollte zu Beginn des Törns theoretisch besprochen werden und dann unterwegs auch praktisch geübt werden. Das macht meistens richtig Spass und jeder darf mal an das Ruder der Yacht um den über Borg gegangenen Fender wieder aufzufischen. Die Durchführung gehört ebenfalls im Logbuch protokolliert.

So vorbereitet sollte die Crew den Törn mit einem sicheren Gefühl geniessen können. Oder was meinen Sie?
Wie führen Sie die Sicherheitseinweisung durch und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?


Titelfoto: © Yuri Arcurs – Fotolia.com
Rettungsweste: © christianthiel.net – Fotolia.com

1 Kommentar
  1. Simon Hofstetter
    Simon Hofstetter sagte:

    Hallo zusammen,
    Ich komme gerade von einem guten ISAF-Sicherheitskurs des CCS zurück – dabei hatten wir die Gelegenheit, die im vorliegenden Artikel (anschaulich!) dargestellten Punkte der Sicherheitseinweisung einmal praktisch zu üben: in Vollmontur im Hallenbad in die Rettungsinsel einsteigen, die Seenotrakete gen Himmel schiessen, die Funktionen der Rettungsweste überprüfen, usw.

    Anlässlich dieses Kurses bin ich mir einmal mehr eines bestimmten Faktums bewusst geworden: Die schlimmsten, folgenreichsten Unfälle auf See geschehen durch Mann-über-Bord. Dabei ist jedoch nicht allein das Auffinden der über Bord gegangenen Person problematisch – mindestens ebenso schwierig ist deren Bergung! Ein Überblick über Berichte zu Seeunfällen weist auf, dass die über Bord gefallenen Personen oft wieder aufgefunden wurden, allerdings konnten sie nicht bzw. nicht rechtzeitig an Bord gebracht werden (wegen Wellengang, hoher Bordwand, falsch angezogenen Rettungswesen, schlechter Ausrüstung, Crewfehlern, u.a.m.).
    Für mich hat dies zur Konsequenz, dass ich zukünftig mit Crews immer auch die Bergung gründlich üben (und es nicht beim „Auffischen des Fenders“ belassen) werde.

    Herzliche Grüsse

    Antworten

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