Golf von Fethiye: Segeln für Geniesser.

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Segeln Türkei FethiyeDie lykische Küste östlich von Marmaris bis hin zur zauberhaften Lagune von Ölu DenizEin Traumrevier, wie es auf dieser Welt nach Meinung vieler Segler nicht viele gibt.

Wir besuchten die Türkei im Herbst.
Anfang Okober sind die Temperaturen im Revier angenehm, das Wasser lädt mit über 24 Grad zum Baden ein und das Gros der Touristen ist bereits wieder von dannen gezogen. Einzig in Marmaris wimmelte es noch von hauptsächlich englischsprachigen Urlaubern, aber da nur eine einzige Übernachtung in der Stadt nötig war, konnte man das als „Sight-Seeing“ verbuchen.

Bereits früh am nächsten Morgen konnten wir unsere „Bavaria 46“ übernehmen und nach einem gründlichen Check hiess es „Leinen los“ in ein fazinierendes Revier. Wir starteten also vom „Pupa Yachting“ Steg in Marmaris in östliche Richtung, der aufgehenden Sonne entgegen. Im Herbst frischt der Wind in der Regel tagsüber auf 3-4 Windstärken aus West-Nordwestlichen Richtungen auf. Also perfekte Bedingungen für ein gemütliches, schönes Segelabenteuer.

Die am Pupa-Steg (Foto) festgemachten „Gülets“, klassische Türkische Holzboote, sehen sehr romantisch aus und sind ein echter Hingucker. Im weiteren Törnverlauf lernten wir diese Dinger jedoch fürchten. Sobald eines in der Bucht auftaucht, ist in der Regel die Ruhe vorbei. Discobeats, betrunkene Touristen und Gelächter bis in die frühen Morgenstunden… Aber ich greife voraus….

Die Bucht von Marmaris eignet sich aufgrund der geschützen Lage vorzüglich das grade erst übernommene Boot etwas näher kennen zu lernen und einige Manöver zu trainieren. Nach ca. 4 Seemeilen schliesslich erreicht man das offene Meer und hat die Qual der Wahl. Nach „rechts“, Richtung Westen, in Richtung Kap Knidos? Oder doch lieber „links rum“, Schildkröten gucken und dem Golf von Fethiye einen Besuch abstatten? Wir entschieden uns für den Golf von Fethiye.

Am Ende des ersten Törntages fanden wir uns in der „Chicken-Shit“ Bucht wieder. Ein englischer Skipper hatte die Bucht von Ekincik mal so genannt – Irgendwie ist das hängen geblieben. Nach einigen Schlenkern und knapp 35 Seemeilen später lagen das erste Mal vor Anker. In einer kleinen Bucht, ganz am Anfang der Köycegiz Limani, ungefähr hier: ( Klicken.. )

Kleiner Exkurs: Auf halben Weg zwischen Marmaris und „Chicken-Shit“ liegt die Bucht von Aksaz. Sieht sehr verlockend, romantisch und einsam aus. Aber Vorsicht: Diese Bucht ist Sperrgebiet, im südöstlichen Ende der Bucht befindet sich eine grosse Militärbasis. Manchmal sollten die Bewohner dort nicht nett reagieren, wenn man das Sperrgebiet missachtet. Manchmal wiederum soll das ziemlich Egal sein. Wir haben es nicht ausprobiert…

Die Köycegiz Limani war ein toller Ankerplatz für die Nacht. Ruhig, geschützt und ohne Holzdisko nebenan. Empfehlenswert. Ausserdem auch ein wirklich guter Platz um das Ankern mit Landleine zu üben, das in diesem Revier das Standard-Manöver darstellt. Denn das Ufer fällt dermassen steil ab, das schon zwei Schiffslängen vor dem Ufer bereits 20 Meter Wassertiefe akzeptabel zum Ankern waren.

Bis in den Golf von Fethiye sind es von Köycegiz aus nur noch knapp 25 Meilen. Wir konnten uns also alle Zeit der Welt lassen und auf den pünktlich gegen Mittag einsetzenden Nord-Westlichen Wind warten. Mit Halbwind erreichten wir die Einfahrt zum Golf von Fethiye relativ schnell und suchten uns wiederum einen Platz zur Übernachtung in einer von hundert Buchten, die es zu entdecken galt. Unser Törnführer, Radspieler, schlug einige Buchten vor, die wir aufsuchten.

Kaum eine gefiehl uns wirklich, vor einigen warteten schon „nette“ Schlepper mit Motorboot, die uns nötigen wollten, an deren Restaurant-Steg festzumachen. Nicht mit uns!

Nach einigem Hin- und Her (ca. 10 Meilen) ankerten wir schliesslich in der Nähe von Kleopatras Bad… Natürlich wieder mit Landleine und draussen in freier Natur. Hier lernten wir dann nette englische Touristen auf Durchreise mit einer doppelstöckigen, Wasserrutsch-bewehrten, Gület kennen, die uns freundlicherweise die neuesten Thekenhits aus Manchester zum besten gaben. Es gibt viele Thekenhits in Manchester, deswegen blieben die freundlichen Touristen auch bis in die Morgendämmerung… Am nächsten Morgen entschlossen wir uns, etwas übernächtigt, zum Aufbruch. Es gibt ja noch einiges zu entdecken.

Nur, was macht man, wenn die Service-Batterie leer ist und die Ankerwinsch aus dem Grund den Spielverderber macht? Die Batterie laden! Also sitzt man gemütlich eine halbe Stunde mit auf Halbgas laufendem Diesel (Stink!) in der Bucht und wartet. Ladekontrolle aus, alles sieh gut aus, wäre da nicht das Radio, das trotz laufendem Motor keinen Ton von sich gibt… Au Backe!

Zum Glück ist es morgens in den Buchten meist Windstill. So konnten wir gemütlich eine zweite Landleine ausbringen, beide Leinen auf Slip legen und dann mit Standgas die Yacht auf der Stelle halten. Weniger gemütlich war dann das einholen der Ankerkette. 60 Meter Stahlkette wiegen schon etwas, da bekommt die Arbeitsleistung einer elektrischen Ankerwinsch direkt eine fassbare Dimension.

Nachdem wir die Ankerkette geborgen und die Landleinen eingeholt hatten, konnten wir uns in Richtung Göcek in Bewegung setzen. Knappe 8 Seemeilen, die in einer Stunde erledigt waren. In Göcek gibt es ebenfalls eine Pupa-Yachting Basis. Schade, dass das von unserem Veranstalter nicht vor dem Törn realisiert wurde, denn Göcek ist lediglich 30 Taxi-Minuten vom Dalaman-Airport entfernt. Marmaris ist mit 4 Stunden Transfer doch deutlich unangenehmer.

Göcek ist aber auch eine enorm saubere, sympathische und übersichtliche kleine Küstenstadt. Der Servicelevel in den Gaststätten, Restaurant und Bars hebt sich deutlich vom Touristenghetto Marmaris ab. Kurz: Für eine Anreise und einen Törnstart würde ich niemals mehr Marmaris wählen. Göcek ist die deutlich bessere Alternative.

Sie wundern sich, das wir Göcek so gut kennen? Nun, der Landeregler unserer Bavaria war defekt und das Original-Ersatzteil dafür lagerte in der Basis Marmaris. Ein Mitarbeiter der Basis schwang sich sofort (!) ins Auto und holte den Laderegler ab, aber trotzdem gab es für uns einen Hafentag. Naja fast. Ein bisschen hin- und hersegeln im Golf von Fethyie ging ja auch ohne Ankerwinsch und Servicestrom hatten wir schon wieder etwas, durch das Landkabel.

Aber die Nacht verbrachten wir am Steg in Göcek und konnten daher das Nachtleben kennenlernen. Lustig das „Kebab-Hospital“: Die armen Schafe, die darauf reinfallen… Auch sonst hatte Göcek vieles zu bieten, immer mit einem gewissen Stil, wenn auch wahrscheinlich nicht ganz so preiswert wie in der Umgebung. 😉

Vor dem wirklich freundlichen, kompetenten und niemals aufdringlichen Service, den ich in der Türkei kennenlernen durfte, können sich die allermeisten Dienstleister eine gute Scheibe abschneiden!

Nachdem unsere Bavaria wieder flott war und wir unsere Proberunde durch den Golf von Fethiye absolviert hatten, nahmen wir Kurs auf ein echtes landschaftliches Highlight, die Traumbucht von Ölu Deniz. Wie wir schnell feststellten, kannten nicht nur wir diese Stelle. Und obwohl schon Oktober, herrschte dort ein lustig kommen und gehen. Und wir mitten drin. Alle paar Minuten ein neues Motorboot, das mit maximaler Geschwindigkeit heranpreschte: „Ice-Cream, Mister?“ – In den Buchten der Umgebung ein Gedrängel wie im Hafen von Palme de Mallorca am Freitag Abend. Zu guter Letzt noch eine ambulante Kebab-bude auf dem Wasser! Hilfe!

Nur leider war es schon zu spät um noch effektiv die Flucht ergreifen zu können, und so lagen wir die Nacht in der Reihe, dem Schwell ausgesetzt. Klar,“ früher Vogel fängt den Wurm“ und wir waren irgendwie für „die guten Plätze „zu spät dran. Am nächsten Morgen ergriffen wir die Flucht und fuhren zurück in den Golf von Fethiye. Dort gibt es immer eine einsame Bucht und wir konnten die restlichen Tage mit Segeln, Baden, Reden und Feiern verbringen. Traumhaft!

Ach ja: Zurück nach Marmaris musste ich nicht. Der Törn war auf drei Wochen angesetzt und nach ein paar Telefonaten war klar, das der Crewechsel in Göcek stattfinden sollte. Aus den oben genannten Gründen. Ich konnte meine Familie am Flughafen abholen und meinen privaten „Törn“ mit dem Mietwagen fortsetzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Mein Fazit über den Golf von Fethiye und die lykische Küste:

Die lykische Küste ist ein „Fünf-Sterne“ Segelrevier der Extraklasse. Zumindest im Herbst, wenn die Hauptsaison grade vorbei ist. Wie es dort im Sommer aussieht, möchte ich nicht wissen. Mit dem Wetter hatten wir Glück. Die Regel war das der Wind von Nordwest am Mittag einsetzte und dann bis auf ca. 4 BF auffrischte um dann gegen Mitternacht zum erliegen zu kommen. So muss das sein 🙂

Die Wassertemperaturen waren zum Baden perfekt. 25 -27 Grad in den Buchten, da machte das Plantschen sogar mir Spass.

Am letzten Tag des Törns lernte ich dann „Kollege Lodos“ doch noch kennen. Hätte mich auch gewundert, bisher hatte ich noch keinen Törn ohne Starkwind erlebt.

Der Lodos ist ein plötzlich auftretender Sturmwind aus südlichen Richtungen.
Perfid: Die meisten Segler sind das ewige Nord-West gewohnt und die Buchten im Golf von Fethiye bieten auch perfekt Schutz gegen Norden und Westen. Kommt aber ein Lodos, werden die Buchten zur Falle. Sitzt der Anker nicht perfekt, beginnt das Boot gegen das Ufer zu driften. Dazu kommt dann noch eine sich erstaunlich schnell aufbauende Welle – Und schon hat die Sahil Güvenlik, die Küstenwache wieder ordentlich zu tun.

Wir hatten das Glück bei „unserem“ Lodos in Göcek an der Morring zu hängen – und das Brokersche‘ Mooring-Manöver gefahren zu haben. Also die Mooring nochmal mit Maschine ordentlich nachgespannt, damit das auch hält… Die beiden Jachten neben uns hatten die Mooring nicht gespannt – Bei denen war der Törn zu Ende: Zwei bis auf die Matte demolierte Heckspiegel durch heftigen Wind und eine harte Kaimauer.

Aber nichts desto trotz: Ich komme wieder! Versprochen.

Informative Links in Internet:

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