Meilentörns – Warum sind Schweizer Anbieter so teuer?

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Da hat mir einer meiner Leser, der Felix, letztens eine interessante Frage gestellt. Nämlich die folgende, gar nicht so einfach zu beantwortende:

Hallo Uwe
Danke für deine zahlreichen lehrreichen und nützlichen Hinweise auf segelrevier. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen, ich verstehe nicht, weshalb die Angebote für Meilentörns bei einem Schweizer Anbieter mindestens 50 % teurer sind als bei einem Anbieter aus Österreich oder Deutschland? Unterschiede in den angebotenen Leistungen habe ich bei timanfaya.ch bzw. oceanyacht-kojencharter.de keine finden können.
Ich bedanke mich für allfällige Tipps.
Freundliche Grüsse
Felix

Danke für dein Lob und natürlich für die Frage, lieber Felix.
Ich hatte nun ein paar Tage Zeit, mir Gedanken drüber zu machen. Ich hoffe, es ist für Dich in Ordnung, wenn ich öffentlich antworte.

Ich glaube nämlich, dass dieses Thema auch für den einen oder anderen Meilenaspiranten von Interesse sein könnte.

Mir ist dieses deutliche Preisgefälle seinerzeit, als ich noch meine Meilen abreissen musste, ebenfalls aufgefallen. Törns die in der Schweiz deutlich mehr aus 1’000,00 Franken pro Woche kosteten, waren bei deutschen Anbietern für knapp etwas mehr als die Hälfte zu haben. Ein typisches Symptom der Hochpreisinsel Schweiz also?

Ich hab‘ damals den Versuch gewagt und meinen Gezeiten-Törn vor Saint Malo bei Wilfried Krusekopf auf www.biskaya.de gebucht. Mit Jean-Louis und seiner Askell Big ging es also los. Es war ein tolles Erlebnis und ich würde jederzeit wieder mit Jean-Louis in See stechen. Kein Schweizer Anbieter konnte mir das Erlebnis, die Bretagne und das Segeln dort von einem französischen Urgestein gezeigt zu bekommen, bieten. Auch kulinarisch war der Törn ein echtes Highlight.

Was wir dort aber eben nicht so richtig gemacht haben, war Gezeitennavigation. Denn Jean-Lois segelt schon seit gefühlten Äonen in der Bucht vor St. Malo und muss schon lange keine Stundendreiecke mehr zeichnen um irgendwo anzukommen. Eine Schiefertafel an Bord und der Almanach Breton reicht ihm dazu völlig aus.

Wenn Du nun also die Beschreibungen auf den Seiten von Timanfaya mit einem Törnvermittler aus Deutschland vergleichst, ist das meiner Meinung nach ein Äpfel – Birnen Vergleich.

Denn Timanfaya bietet Dir neben dem Törnerlebnis noch so Nebensächliches wie:

Alle Teilnehmer werden in den Wachplan eingebunden und sind an der Schiffs- und Logbuchführung sowie an der Navigation und beim Rudergehen beteiligt.
Die zurückgelegten Seemeilen werden selbstverständlich bestätigt.
Wir empfehlen euch, euer eigenes Logbuch und den Fahrtennachweis CCS mitzunehmen, um die Einträge nachzuführen.
Für das Erlangen des schweizerischen B-Scheins müssen mindestens 1000 sm gefahren und 18 Tage mit Seefahrt gemacht werden.

Wie Du siehst, wird hier das Logbuch und der CCS-Nachweis erwähnt. Das lässt darauf schliessen, dass es sich bei dem Törn auch um eine weitestgehend CCS-Konforme Ausbildungsfahrt handelt. Also mit aktiver Beteiligung an der Schiffsführung u.s.w.

Bei den deutschen Kollegen hingegen findest Du diese Information auf der Webseite:

Dadurch, dass wir sehr erfahrene Skipper haben, können auch komplette Anfänger auf unseren Segeltörns mitmachen, ebenso wie erfahrene Segler. Gerne könnt Ihr von unseren Profiskippern Neues erlernen.

Das klingt für mich jetzt erstmal nach Segelferien. Von Logbuchführung, Fahrtennachweis oder gar Ausbildung steht da nichts.

Das bedeutet für dich, dass Du Dein Logbuch wahrscheinlich vollständig selbst und allein führen musst. Denn ein mit den Anforderungen des CCS konform geführtes Logbuch wirst Du in den allermeisten Fällen an Bord von Jachten dieser Anbieter nicht finden. So ging es mir in Frankreich und das fehlende Feedback beim Erstellen des Logbuches macht es auch nicht einfacher. Dazu kam dann noch, das die Lizenz des Skippers von der Führerausweis-Stelle angezweifelt wurde und ich Jean-Louis diesbezüglich noch mal kontaktieren musste. Sonst wären meine Meilen nicht anerkannt worden.

Die Ausbildungsansprüche des CCS sind meiner Meinung nach deutlich höher als die Anforderungen für den Basisschein (SKS) des DSV, denn hier gibt es ja nur den einen Schein, der direkt zu „grosser Fahrt“ berechtigt.

Willst Du nur die Meilen machen, wird dir das langen. – Solange Dein Logbuch und Dein Fahrtennachweis ordentlich geführt und die Qualifikation Deines ausländischen Skippers vom CCS anerkannt wird, wirst Du Deinen Hochseeschein ausgestellt erhalten.

Möchtest Du hingegen von deinen Ausbildungsmeilen wirklich profitieren, würde ich Dir hingegen doch zu einem (teuren) Ausbildungstörn bei einem Schweizer Anbieter raten. Den Unterschied wirst Du spüren, wenn Du das erste Mal allein und verantwortlich als Skipper eine Jacht am Charterstützpunkt übernommen hast. Versprochen!

Und da kommen wir dann zum nächsten Punkt: Dem richtigen Anbieter für den Meilentörn.
Ich persönlich kenne Anbieter wie Timanfaya nicht. Die Homepage macht einen guten Eindruck, es handelt sich hier um ein an Bord lebendes Skipperpaar, das sich mittels Ausbildungsfahrten und Segeltörns an Bord bei sich Zuhause anscheinend den Lebensunterhalt verdient.
Dort würde ich vor einer Buchung zunächst mal nach der Motivation fragen.
Nach Jahren kann die Freude daran, ständig fremde Menschen auf dem Meer herum zu fahren, doch auch etwas leiden. Muss aber nicht. Frag einfach nach, Google ein wenig und schau bei Facebook nach ob Du etwas findest.

Sehr interessant und gut für die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten sind natürlich Törns von Organisationen, die selbst ausbilden. Zuerst sei hier natürlich der CCS genannt, die Törnpreise sind auch gar nicht so exorbitant.
Des weiteren bieten Segelschulen und spezialisierte Anbieter wie z.B. HOZ oder 4-Oceans durchaus interessante Meilen-Törns an, die halt aber dann Schweizer Preise kosten.

Natürlich muss man auch die für die Schweizer Anbieter höheren Grundkosten nennen: Ein Backoffice mit zwei, drei Arbeitskräften kostet auch Schweizer Lohnkosten und Büromiete. In einem vergleichsweise kleinem Markt wie Hochseetörns schlägt das sehr schnell auf den Preis durch. Einige Deutsche Anbieter setzen bei der Auswahl ihrer Skipper gern auf (sagen wir mal) nicht ganz so gut bezahlte Milizskipper (Siehe auch meinen Artikel hierzu). Das kann dann ein exzellenter Ausbildungsskipper sein – oder auch einfach nur ein Segler, der „bezahlte Segelferien“ machen möchte.

Du siehst, das ich die Törnangebote der Deutschen und der Schweizer Anbieter nur im Grundangebot als äquivalent ansehe.

Wenn es Dir wirklich nur um die Meilen geht und Du fit und konsequent in Logbuchführung und im Selbststudium bist, kannst Du mit einem Deutschen Anbieter auf die gesamten 1000 Meilen gerechnet viel Geld sparen. Aber wahrscheinlich wirst Du hinterher auch an Erfahrung gespart haben.

Ich hoffe Dir geholfen zu haben,

Viele Grüsse

Uwe

23 Kommentare
  1. Philipp
    Philipp sagte:

    Hallo zusammen,

    ich bin auch der Meinung, dass Jachteigner unter Schweizer Flagge nur Gesetzes konforme Törns mit den entsprechenden Preisen (paying guests) anbieten dürfen. Eignerjachten sind normalerweise mit wenigen Kojenplätzen ausgerüstet, was gegenüber Charterjachten direkt zu höheren Kojenpreisen führt, da die Betriebskosten auf wenige Gäste verteilt werden. Der Vorteil von paying guests aus der Sicht der Gäste sehe ich primär in der Flexibilität des Programms und der Bedürfnisse der Gäste. Wer manövrieren will kann das problemlos, da der Eigner keinen Zwang betreffend Start Ziel und Übergabe hat. Er kann hier die volle unternehmerische Freiheit im Sinne seiner Gäste ausschöpfen. Im Vergleich zum Sardinenbüchsencharter geniessen die Gästen gewissen Luxus und dies äussert sich auch gemäss obigen Kriterien im Preis. Ich habe eine relativ grosse Segelyacht (Ketsch) nehme aber nur maximal 3 Gäste auf Törns und bin sowohl für Meilentörns, Geniesser- oder Manövertörns in Gezeitengewässer zu haben. Das mache ich zum Spass und nicht für Business. D.h. nicht jeder König kann Gast sein, aber jeder Gast ist König.
    Immer eine handbreit Wasser unter dem Kiel,

    Philipp

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Ahoi Philipp

      Artikel 17 der Verordnung über die schweizerischen Jachten zur See sagt ganz klar aus, dass Beförderung von Personen oder Gütern gegen Entgeld verboten ist. Diese Titulierung bedeutet für mich ganz klar, dass das Verlangen von Geld für die Teilnahme an einem Törn auf einer schweizerischen Yacht gegen diese Verordnung verstösst – Unabhängig davon, ob ein geldwerter Vorteil (aka Gewinn) erzielt wird oder nicht.

      Das ist auch der Grund, warum CH-Anbieter von Törns ihre Yachten meist unter anderer Flagge chartern müssen und deswegen meist etwas teurer fahren als Anbieter aus dem nahen Ausland, die z.B. eigene Yachten einsetzen können. Lediglich Vereine wie z.B. der CCS können hier eine „Lücke“ nutzen und für Ihre Vereinsmitglieder Ausbildungstörns auf eigenen Yachten zu vergleichsweise günstigen Preisen anbieten.

      Du bewegst Dich mit Deinem Angebot meiner Meinung nach zumindest in einer dunkelgrauen Zone 😉

      Vgl. hier:
      https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19710052/index.html#a17

      Antworten
  2. Stefan
    Stefan sagte:

    Hallo Uwe,
    du hast selbstverständlich nie behauptet, dass DE-Törns schlechter sind als CH-Törns. Aber dein Résumé impliziert das schon ein wenig (ich will jetzt jedoch keine Diskussion darüber anzetteln).
    Ich habe primär meine Sicht der Dinge geschildert, um die Hochseescheinaspiranten zu animieren, sich für ihre Ziele AKTIV einzusetzen. Nur so kriegt man möglichst viel Knowhow vermittelt.

    Bezüglich Anerkennung der Meilen:
    Ja, es wurden restlos alle Meilen anerkannt (ich habe extra nochmals nachgesehen). Wärend dieses Törns haben wir vier Häfen angelaufen und sind auch ca. 500 nm durch das Mittelmeer gesegelt. Meines Wissens werden die Meilen einer Atlantiküberquerung nur teilweise angerechnet (so steht es jedenfalls im Gesetz). Auf „meinem“ Törn habe ich den Atlantik jedoch „nur“ besegelt aber nicht überquert. 🙂

    Viele Grüsse
    Stefan

    Antworten
  3. Franz
    Franz sagte:

    Hallo zusammen
    Inzwischen bin ich auch Anbieter.
    Zum Preis kann ich nur sagen, in er Regel bekommt man das, wofür man bezahlt. Die Preisunterschiede sind erheblich. meine Preise sind vergleichsweise günstig.
    Natürlich kann man für 450 Euro eine Woche mitsegeln, dann ist das aber eine 40 Fuss Yacht, auf der sich bis zu sechs Gäste reinquetschen.
    Ich segle mit einem 44 Fuss Katamaran und nehme maximal vier Gäste an Bord.
    Herzliche Grüsse
    Franz SY Swiss Mocha

    Antworten
  4. Stefan
    Stefan sagte:

    Hi Uwe,
    ich habe letztes Jahr einen „Meilenfresser“-Überführungstörn von Mallorca nach Teneriffa bei einem deutschen Anbieter gemacht und bin der Überzeugung, nie zuvor soviel gelernt zu haben. Ich denke, der „Ausbildungsfaktor“ hängt sowohl vom Ausbilder (Skipper) als auch dem Azubi aus, aber keinesfalls von der Nationalität. Wer Initiative und Wissensdurst zeigt, wird sicherlich mehr Knowhow aus jedem Skipper herauskitzeln als jemand, der sich nur mit Informationen „berieseln“ lässt. Mein deutscher Skipper hat mich konsequent in alle Entscheidungen eingebunden und mir stets seine Begründung geliefert, weshalb er sich allenfalls anders entschieden hat. Ich weiss nicht, wie ich mehr hätte lernen können…
    Des weiteren hängt es natürlich stark davon ab, was die nautischen Ziele einer Person sind. Eine Woche ohne Land am Horizont nützen einem zukünftigen Feriencharterer relativ wenig, für einen angehenden Blauwasser-Reisenden ist diese Erfahrung jedoch Gold wert.
    Ich habe vor kurzem übrigens meinen Hochseeschein mit knapp 2000 bestätigten Seemeilen (davon ca. 1700 über deutsche Anbieter) ohne Komplikationen oder Rückfragen erhalten.
    Deshalb: Macht die Ausbildungen, die euren Zielen nützen und nicht, um die Meilen möglichst schnell beisammen zu haben. Da kann euch auch – je nach Ziel – ein Meilenfresser deutlich weiterbringen.

    Viele Grüsse
    Stefan

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      Hoi Stefan
      Inzwischen habe ich selber etwas mehr Erfahrungen gesammelt und kann dir zustimmen. Ich werde deshalb dieses Jahr einen weiteren Törn mit dem Skipper (Andreas Kreutzer, Santa Maria) machen, mit dem ich schon gute Lernerfahrungen gemacht habe.
      Gruss
      Felix

      Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Hallo Stefan,

      ich hab glaub‘ ich auch nicht behauptet, dass CH-Anbieter besser als z.B. DE-Anbieter wären 🙂
      Man sollte lediglich drauf achten, das neben den persönlichen, nautischen Zielen auch die Formalien eingehalten werden.
      Das kann dann, wie ich selbst erfahren durfte, auch schon mal tricky werden. Ein Törn mit DE-Skipper mit SSS und ein korrekt geführter Meilennachweis / Logbuch mit den geforderten Inhalten wird nie beanstandet werden.
      Und wie Du selbst schreibst: Die persönlichen Ziele zählen.
      Du als zukünftiger Langfahrer (nehm ich jetzt mal an) bringst ja auch deutlich mehr als 1’000 Meilen mit.
      Wurden da eigentlich alle Meilen anerkannt? Bei Überführungen gelten ja auch andere Regeln.

      Die Gründe, warum CH-Anbieter teurer sind, sind neben den vielfach höheren Ansprüchen des Publikums an Grösse, Privacy etc. halt eben auch die unseligen Nebenkosten und der Zwang zum Chartern… Da sollte dann halt auch eine dediziertere Ausbildung hinten rauskommen.
      Bei den meisten Anbietern, die ich hier persönlich kenne, ist das dann auch so.

      Antworten
  5. Otmar
    Otmar sagte:

    Meine Empfehlung

    CCS, 4-oceans.ch und globesailing.com !

    Ich darf leider (nach 20 Jahren Charterleben) keine Ausbildungstörns mehr anbieten, da ich neu mit meinem Gemini105 unter CH-Flagge laufe. Ohje…
    Private Gäste hingegen darf ich aufnehmen…
    Liebe Grüsse
    Otmar
    heebsailing.ch

    Antworten
  6. Simon
    Simon sagte:

    Ob das so einfach geht mit der „Überstellung“? Die Verordnung spricht von max. 500sm, die bei einer „Ozeanüberquerung“ angerechnet werden. Wie eng ist das zu verstehen?

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Hi Simon,

      Du hast schon recht, soweit wollte ich in der Antwort gar nicht drauf einsteigen.
      Dem SSA geht es auch drum, dass ein Mindestmass an Erfahrung erworben wird, bevor ein Hochseeausweis ausgestellt wird. Deshalb werden auch die Überführungen un Co. nur teilweise anerkannt.
      Im Cockpit hocken und auf’s Wasser gucken ist ja nun grob gesagt wirklich kein praktischer Erfahrungsnachweis für einen angehenden Skipper oder eine Skipperin 🙂

      In der Ergänzung zur Hochseeschein-Verordnung vom 15.07.2014 werden übrigens auch Ausbildungsziele definiert, die von einem „zur Prüfung befähigten“ Schiffsführer geprüft und zu bestätigen sind.
      Anhang 3, Artikel 10…

      https://www.admin.ch/opc/de/official-compilation/2014/2365.pdf

      Bin mal gespannt, was da noch auf uns zukommt…
      Wann ist man eigentlich zur Prüfung befähigt 😉 ?

      Antworten
  7. Mopsi
    Mopsi sagte:

    Hallo Uwe,

    deine Berechnung auf 1000 SM zu kommen ist reichlich konservativ. Es geht auch einfacher und man bekommt trotzdem eine gute Bandbreite an Erfahrungen.

    Zum Beispiel:
    1 Woche Ausbildungstörn für die Basis. Etwa 100 bis 150 SM
    1 Woche Prüfungsvorbereitungstörn. Wieder 100 bis 150 SM

    2 Wochen Überstellung über das Mittelmeer oder zu / von Azoren oder Kanarischen Inseln: 800-1000 SM.
    Überstellungsfahrten sind günstig und wenn man nicht komplett inkompetent erscheint oft nur mit Reisekosten verbunden.

    Alternativ: Bei einer Langestreckenregatta mitmachen z.B. Round Palagruza Cannonball, 1 Woche etwa 350 bis 400SM

    Kurz, selbst mit dem Urlaub eines kleinen Angestellten ist das in 3 bis 4 Jahren leicht zu erledigen.

    Mopsi

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Hallo Mopsi,

      tja, dann bin ich halt in der Beziehung mal konservativ 🙂

      Aber – Nur mal so nachgefragt: Du beziehst Dich hier schon auf die Erfordernisse des CH-Hochseeausweises?
      Denn der hat ja eben dummerweise keine Prüfung am Schluss.
      Deswegen bin ich diesbezüglich auch konservativ. Und bei Langstrecken, Überführungen etc. lernt man meiner Meinung nach eben die „Essentials“ nicht so gut wie auf Wochentörns in verschiedensten Seegebieten und mit unterschiedlichen Skippern.

      Antworten
  8. Franz
    Franz sagte:

    Hallo zusammen

    Ich gebe hier für alle, die es interessiert, meine persönlichen Erfahrungen zum besten. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung.

    Zuerst zu den Anbietern, hier wurde die Segelyacht Timanfaya erwähnt. Auf diesem Schiff habe ich meine Meilen gesegelt, insgesamt 4 Wochen und ca. 1500 sm. Die Timanfaya ist eine 67 Fuss lange one of Aluminium Yacht mit 30 Tonnen Verdrängung. Ich hatte jeweils eine Kajüte für mich allein mit eigener Nasszelle. Das ist ein anderes Paar Schuhe, als wenn man mit einer 45 Fuss Yacht aus Massenproduktion mehr oder weniger dicht gedrängt unterwegs ist. So gesehen fand ich den Preis absolut OK, zumal der Skipper Christian Schär, ein alter Seebär und Haudegen, mehr als 150’000 Seemeilen im Kielwasser hat und in keiner Situation auch nur den Hauch einer Unsicherheit aufkam. Wir hatten viel Spass, und das ist letztlich entscheidend, kann aber kaum geplant werden.

    Es wurde schon erwähnt, Meilentörns sind Meilentörns, es geht darum, die notwendigen Meilen und die erforderlichen Tage auf See zu „sammeln“, damit der Segelschein ausgestellt wird. Ich habe auf den Törns viel gelernt, vor allem, was das Segeln mit einem Dickschiff angeht. War ich danach in der Lage, ein Schiff selbständig zu führen? Definitiv nein! Es gibt Leute, die es meinen und tun, zu denen gehöre ich nicht. Ich habe danach noch zwei Skipperkurse absolviert, da ging es dann um technische Fragen, Uebernahme einer Charteryacht, Hafenmanöver, Ein- und Ausklarieren, Törnplanung, etc. Danach habe ich selbständig gechartert und bei jedem Törn aus meinen Fehlern gelernt. Frei nach Murphy, was immer du falsch machen kannst, du wirst es mindestens einmal falsch machen.

    Unter Schweizer Flagge dürfen keine kommerziellen Törns angeboten werden, das lernen wir alle in der B-Schein Theorie. Ausser das Schiff gehört einem Verein. Das macht der CCS so und das macht die Timanfaya ebenso, sie gehört dem Swiss Sailing Club und alle, die einen Törn auf der Timanfaya buchen werden automatisch Vereinsmitglieder. Wieso unser Gesetzgeber an diesem alten Zopf festhält, ich weiss es nicht. Es führt letztendlich zu einem knappen und vielleicht auch deshalb zu einem teureren Angebot.

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Lieber Franz,

      vielen Dank für Deinen wertvollen Kommentar.

      Ich gebe Dir Recht bei der Mutmassung, dass die aktuelle Gesetzgebung hier durchaus „preisverschärfend“ wirken könnte.
      Denn während Anbieter in DE z.B. mit eigenen Yachten arbeiten können, müssen „freie“ Törnanbieter aus CH nicht nur CH-Preise beim Personal und dem Backoffice zahlen sondern das jeweilige Gerät auch jeweils unter „fremder Flagge“ chartern.

      Antworten
  9. nanedirk
    nanedirk sagte:

    Also ich für meinen Teil habe meinen BR-Schein damals über unsere Yachtschule in Spanien gemacht, meine Bessere Hälfte hat den SKS Schein beim „Mitsegeln“ in der Türkei/Marmaris gemacht – und ich durfte aktiv mit ran…was für ein Stress 😉 Aber gerade hier haben wir durch kurze Etappen und dauerndes Ankern in schönen Buchten zum Baden und wieder los in die nächste Bucht deutlich mehr Erfahrung sammeln können als beim Meilenfressen. Über Preise haben wir uns hier natürlich nur in Deutschland über deutsche Anbieter Gedanken gemacht – aber auch viel auf Mundpropaganda gehört.

    Danke auch an Simon – gut beschrieben.

    Antworten
  10. Felix
    Felix sagte:

    Hoi zäme
    Eine Notiz. Seit Samstag bin ich mit Linus, Andi und dem Skipperpaar Esther und Ronin mit der Tyger of London um die Kanaren unterwegs. Ein Ausbildungstörn, der ganz meinen Vorstellungen entspricht. Gerne werde ich nach meiner Rückkehr mehr davon berichten.
    Bis bald
    Felix

    Antworten
  11. Felix
    Felix sagte:

    Hallo zusammen
    Vielen Dank Uwe, dass er meine Frage so aufgenommen hat und den andern, für ihre Beiträge. Nun wüsste ich aber von Edith und Simon gerne wo sie konkret ihre guten Erfahrungen gesammelt haben.
    Auf bald
    Felix

    Antworten
  12. Edith
    Edith sagte:

    Lieber Uwe,

    Vor etwas mehr als einem Monat war ich zwei Wochen auf Ausbildungstörn (AT) zum Küstenpatent. Er war ausgeschrieben als „Ausbildungstörn“, war geführt von einem Segellehrer (AT Segelschule), und in der Beschreibung stand nichts von evt. Meilensammeln, evt. kulinarischen Abenden – sondern statt dessen war von Hafenmanövern, MOB, Navigation und Nachtansteuerungen die Rede. Und in der Tat: wir übten 2 Wochen lang og. und vieles mehr. Touristisch, urlaubsmässig war da nichts drinnen – und auch nicht so gewollt. Sicher haben wir auch einige Meilen gemacht, aber das ist eher segelinherent…

    Seit ich zurückgekommen bin habe ich fleissig Internetrecherche betrieben weil ich auf diese Art wirklich segeln gelernt habe. Ich bin längst noch nicht sicher genug um zur Prüfung anzutreten, aber das kann ich nach 2 Wochen auch nicht erwarten. Diese Internetrecherche hat mich durch viele Foren und Anbieter geführt, und die angebotenen Törns klangen mitunter auch ganz gut.

    Ein Rat: Es ist im Prinzip egal wo man sich für einen Ausbildungstörn anmeldet, und der Preis ist zweitrangig. Man muss sich aber die Törnbeschreibung genauestens durchlesen. Alles, wo „Meilentörn“, „gut Essen“, „Buchten“ drinnensteht kann man getrost aussortieren (ungefähr 95% des Angebots). Wenn statt dessen der Törn von einem Ausbildungsbetrieb angeboten wird, und definitiv als Ausbildungstörn ausgeschrieben und mit entsprechenden Beschreibungen untermauert wird dann wirst Du auch eine gute Ausbildung erhalten. Egal in welchem Land und zu welchem Preis.

    Die Standards für das Küstenpatent mögen in CH höher sein als in den umliegenden Ländern, aber z.B. in GB sind sie nochmals um einiges höher. Und die Preise für eine Ausbildungswoche in GB sind nicht auf CH Niveau.. Sorry, aber Dein Argument einer guten Ausbildung für überhöhte Preise ist nach meiner Erfahrung nur eine Entschuldigung. Ich denke eher dass Schweizer Anbieter auch ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen, und deshalb höhere Preise verlangen. In AT/DE/IT lebt sichs einfach billiger (brauchst Dir nur die überhöhten Mietpreise hier anschauen).

    Ich kann und möchte die hohen Preise in CH weder verurteilen noch verteidigen. Für mich zählt eine gute Ausbildung, und wo immer ich die kriege werde ich hingehen 🙂

    Und immer ne Handbreit, ne?
    Edith

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Liebe Edith,

      ich gebe Dir Recht.

      Es geht mir im Artikel aber um „Meilentörns“ – und da ist es genau wie Du beschrieben hast: 95% der Angebote kann man aussortieren.
      Und bei „richtigen“ Ausbildungstörns wirst Du weniger Meilen schrubben – Aber genau die braucht man um hier den begehrten Schein zu erhalten.

      Du hast – ich darf etwas vereinfachen – gut 4 Jahre Zeit um 1000 Seemeilen _aktive_ Seefahrt an Bord einer Segelyacht nachzuweisen.
      Das sind 250 Meilen pro Jahr. Grob gerechnet. Da in der CH der durchschnittliche Arbeitnehmer etwas mehr als 20 Tage Ferien zugute und vielleicht auch noch Ferienansprüche von Partnern, Familie oder Vereinen zu gewärtigen hat, wird das für viele angehende Skipper mitunter schon eng. Und dann brauchst Du beides: Ausbildung UND Meilen.

      Such doch mal nach _Meilentörn-Anbietern_, die „nebenbei“ auch noch den Anspruch vermitteln, aktive Seemannschaft zu vertiefen.
      Das wird ausserhalb von CH schon etwas enger, oder!?

      Wie schon in vorherigen Posts auch auf Facebook gesagt: Ich habe niemals die Ausbildungsqualität von Segelschulen, Skipperkursen oder Ausbildungstörns der Nicht-CH Anbieter angezweifelt. Ganz im Gegenteil – Das sind Experten, bei denen man richtig was lernen kann und ich empfehle z.B. für einen Gezeitentörn durchaus z.B. die RYA Ausbildungen oder auch einen Törn ab der deutschen Nordseeküste bei einem der dortigen Anbieter. Aber wenn es um Meilen UND Lernen geht, sind wir ganz schnell wieder bei Segelferien, Buchtenbummeln und der Kulinarik.

      Wenn es das in der vom CCS geforderten Form irgendwo preiswerter (also nicht billiger! 😉 ) gibt, nur zu!

      Auch Dir immer eine Handbreit 😉
      Uwe

      Antworten
  13. Simon
    Simon sagte:

    Lieber Uwe, liebe alle,
    Eine spannende Frage, die ich mir im Verlauf meines Meilensammelns auch gestellt hatte. Ich entschied mich dann, meine Meilen zur Hälfte bei deutschen Anbietern, zur Hälfte bei schweizer Anbietern abzuverdienen.
    Ich kann mir vorstellen, dass es für Felix und weitere AspriantInnen interessant sein könnte, gemachte Erfahrungen zu teilen – daher bringe ich hier meine eigenen Erfahrungen zu „Papier“ (dass sie nicht vollständig denjenigen von Uwe entsprechen, dient gewiss der Sache):

    – Reine Meilenfressertörns bringens nicht.
    Um nicht mehr allzu lange warten zu müssen, hatte ich mich entschieden, (bei einem Schweizer Anbieter) einen Meilenfressertörn zu buchen: über 470sm in einer Woche. Toll – die Meilen sind beisammen, aber ausbildungstechnisch war’s dürftig. Vor lauter Streckenbolzen (in der Regel mit Dieselwind oder auf ein und demselben Bug) bleibt wenig Zeit fürs Üben von Manövern im Hafen und auf See.
    Ich empfehle: lieber etwas mehr Zeit investieren, kürzere Strecken fahren und dafür mehr lernen – das braucht dann halt mehr Zeit als die Minimalanforderung von 18 Tagen auf See.

    – Ein Hoch auf Ausbildungstörns
    Einen Törn habe ich als SKS-Ausbildungstörn (für mich ohne Prüfung) absolviert, die deutsche Hochsee-„Grundausbildung“. Nie hatte ich eine bessere Ausbildung als dort. Eine Woche lang feilten wir im Hafen und auf See sämtliche vom CCS erforderten Skills – was ich so bei Schweizer Törns nie erlebte. Mit spezifisch auf Ausbildung hin ausgeschriebenen Törns (das haben ja CCS udg. ja auch im Angebot) kannst Du am Schluss wirklich ein Schiff chartern (was ich nach einem „Kulinariktörn“ odg. nicht behaupten würde).

    – Egal, ob deutsch oder schweizerisch
    Schaut Euch die Angebote im Netz genau an (vgl. Ausführungen von Uwe), vergleicht, fragt nach, sucht nach einschlägigen Diskussionen in Foren – und findet das für Euch passende. Die Qualität des Angebots hängt m.E. nicht vom Land des Anbieters ab.

    – Deutsche Angebote sind preisgünstiger
    Dass deutsche Angebote preisgünstiger sind, liegt meines Erachtens nicht allein am tieferen Preisniveau – zu beachten ist meiner Erfahrung gemäss auch das Folgende: Einige Charterfirmen haben eigene Ausbildungsangebote im Programm. Diese sind in der Regel für unser Verständnis sehr günstig (450-500 Euro/Woche/P) – die Firmen verdienen damit auch gar nichts, sondern subventionieren diese Kurse mit der Absicht, dass die Azubis später einmal Kunden werden und bei ihnen chartern werden (vgl. z.B. die Angebote bei http://www.mola.de oder http://www.charterzentrum.de). So haben es uns die erfahreren Füchse erklärt.
    Dennoch habe ich da sehr gute Erfahrungen gemacht.

    Viel Erfolg beim Abschluss!
    Herzlich, Simon

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Lieber Simon,

      wie immer ein toller Kommentar von Dir mit vielen wichtigen Inputs!

      Vielen Dank hierfür, vor allem auch für Deinen „Ausbildungsbericht“, den ich als sehr hilfreich erachte.

      Immer die Handbreit wünscht

      Uwe

      Antworten
  14. Thomas Buechi
    Thomas Buechi sagte:

    hm, interessant und ich kann diese Aussagen nur bestätigen! Aber wie geht das eigentlich? Ist es nicht so, dass auf Hochseejachten unter Schweizer Flagge gar keine Törns angeboten werden dürften (Art 17 & 18 SSG) oder? (CCS und auch andere bieten Kojencharter an!)

    Antworten
    • Uwe
      Uwe sagte:

      Hallo Thomas,

      in der Tat verbietet Art. 17 der schweizerischen Jachtenverordnung den „gewerbsmässigen Transport von Personen oder Gütern auf schweizerischen Jachten“.

      Das bedeutet jetzt aber nicht, das ein Inhaber eines CH-Hochseescheines eine Jacht unter anderer Flagge nicht gewerbsmässig führen darf.

      Ob als Eigner, Skipper oder Charterer. Dieses Verbot ist nur für die Jacht selbst gültig, nicht für den Schein, der als ICC – genau so wie z.B. der Yachmaster – weltweit gültig ist – auch für die kommerzielle Fahrt.

      Unter Schweizer Flagge dürfen auch keine kommerziellen Ausbildungstörns gefahren werden.
      Der CSS z.B. fährt seine (Ausbildungs-)Törns unter CH-Flagge nur unter Kostenerstattung ohne Gewinnabsicht und ohne kommerzielle Ausrichtung ausschliesslich mit Vereinsmitgliedern.

      Alle anderen schweizerischen Anbieter sind entweder Eigner einer Jacht unter anderer Flagge oder chartern die entsprechende Ausbildungsjacht im gewünschten Revier.

      In so fern kannst Du jetzt zum Beispiel mit deiner Balu unter CH-Flagge der Jachtverordnung entsprechend keine Kojencharter-Gäste an Bord nehmen, sofern Du damit Geld verdienst. Würdest du z.B. unter deutscher Flagge segeln sehe das wohl, trotz CH-Hochseeschein, anders aus.

      Allzeit eine Handbreit wünscht Dir

      Uwe.

      Antworten

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